„Ich kapituliere nicht!“ – Theater-AG begeistert mit Ionescos „Die Nashörner“

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„Ich kapituliere nicht!“ – Theater-AG begeistert mit Ionescos „Die Nashörner“

27.07.2025 | Allgemein

Am 17. und 18. Juli 2025 verwandelte sich das Forum des Ernst-Abbe-Gymnasiums Oberkochen in eine Bühne der Transformation, des Wahnsinns – und der Menschlichkeit. Die Theater-AG präsentierte unter der Leitung von Anna Maria Frahm Eugène Ionescos absurdes Drama „Die Nashörner“, in dem sich eine Gesellschaft schrittweise in eine Herde wildgewordener Tiere verwandelt – eine düstere Metapher für Mitläufertum, Massenverhalten und moralischen Verfall.

Im Mittelpunkt des Dramas steht Behringer, ein leicht desillusionierter Außenseiter, der als Einziger dem zunehmenden Gruppenzwang widersteht. Eindrucksvoll verkörpert wurde diese Figur von Elisabeth Weber, die sowohl Behringers Zerrissenheit als auch seine Entwicklung zur moralischen Standhaftigkeit mit großer Präsenz spielte. An dessen Seite steht zunächst Hans, gespielt von Arno Fichtner, dessen Verwandlung zum Nashorn in Szene und Spiel besonders körperlich und intensiv gestaltet war.

Das Ensemble überzeugte auf ganzer Linie: Auf dem Marktplatz, erstes Bild, traten unter anderem Alexander Handl und Matilda Runde als Kolonialwarenhändlerpaar auf, Hannah Krautscheid und Carmen Grupp als Barpersonal, Chiara Lengweiler als kluger Logiker, Ricarda Zimmermann als adrette Hausfrau mit ihrer Katze (Frida Kindler) und Linnéa Eng als älterer Herr. Die tragikomische Szene um die zertrampelte Katze sorgte für Lacher und gleichzeitig Gänsehaut – ganz im Sinne des absurden Theaters.

Das zweite Bild: ein Büro, wo sich Behringers Kollegen um die Wahrheit der Ereignisse streiten. Pointiert und lebendig spielten Elias Gamm als sturer Herr Wisser, Linnéa Eng als Herr Stech, Anastasia Lysenkova / Célina Hopfensitz als Daisy und Nathanael Gerhard als Chef Schmetterling . Als Theodor Teschke als Herr Ochs auftauchte und seine Frau als Nashorn wiedererkannte, wurde die surreale Bedrohung endgültig zur Realität.

Das dritte Bild steht im Zeichen von Hans‘ Verwandlung in ein Nashorn. Arno Fichtner zeigte hier eine starke Präsenz. Den Höhepunkt bildete ein eindrucksvoller Tanz, der die Mutation der Spieler in Nashörner übersetzte. Diesen und zwei weitere Tänze choreographierte Nathanael Gerhard für das Tanzensemble mit Anastasia Lysenkova, Elisabeth Weber, Chiara Lengweiler und ihm selbst. Die Zuschauer erlebten präzise und berührende Darbietungen.

Nach einer Pause – mit Verköstigung durch die Jahrgangsstufe 1 – begann das vierte Bild mit einer weiteren Tanzperformance. Behringer (Elisabeth Weber) ist allein geblieben, isoliert in einer Welt voller Nashörner. Sein Kollege Stech (Linnea Eng) versucht ihn zu erreichen, doch ihre Weltbilder driften auseinander. Als auch Daisy (Celina Hopfensitz / Anastasia Lysenkova) schließlich zur Nashornanhängerin wird, steht Behringer vor der Entscheidung: mitlaufen oder widerstehen? Am Ende bleibt er standhaft – gegen alle äußeren und inneren Stimmen. Der Abschlusstanz des Ensembles veranschaulicht Behringers inneren Kampf. Mit dem letzten Satz des Abends „Ich kapituliere nicht!“ setzt die Produktion ein deutliches Zeichen gegen Anpassung und Gleichgültigkeit.

 Pressetext von Anna Frahm

 

 

 

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